Reisebericht Vancouver (1. Etappe)

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Prolog

Bereits zum zweiten Mal werden wir Kanada besuchen. Nachdem wir 2011 Kanada im Osten (Nova Scotia und Neufundland) bereisten, ist unser Ziel diesmal Kanada im Westen und zwar Vancouver, Vancouver Island sowie die Coastal- und Rocky-Mountains. Über das Reisedatum machten wir uns Gedanken. Wir möchten nicht zur Hauptreise- und Ferienzeit, aber auch nicht zu früh reisen. Wir beschlossen, den frühestmöglichen Termin, nämlich den Mai zu wählen, auch auf das Risiko, dass wir im Gebirge eventuell noch spätwinterliche Verhältnisse antreffen. Da Direktflüge Zürich – Vancouver erst ab Ende Mai angeboten werden, müssen wir den Hinflug in zwei Etappen vornehmen, mit Zwischenhalt in Montreal.

Hatten wir vor zwei Jahren noch das Glück, dass uns die Fluggesellschaft kurz vor dem Abflug anrief und uns einen Spezialtarif für den Wechsel in die Business-Klasse offerierte.Doch dieses Mal blieb das Telefon stumm.

 

(siehe Prolog Kanada Ost 2011)

 

 

Sonntag 5. Mai 2013

Allschwil  –  Zürich-Flughafen  –  Montreal  -  Vancouver

Mit dem Zug fahren wir direkt von Basel zum Flughafen Zürich. Bei längeren Flugreisen hatten bisher wir immer Mühe, das erlaubte Höchstgewicht des Reisegepäcks nicht zu überschreiten. Dieses Mal scheinen wir eine Lösung für unser Problem gefunden zu haben.

 

Gemäss den Gepäckvorschriften dürfen wir ein Gepäckstück pro Person mit max. 23kg mitnehmen. Für eine Gebühr von CHF 90.00 ist ein zusätzliches Gepäckstück à 23kg erlaubt. Unsere Rechnung ist nun folgende: Für budgetierte CHF 90.00 können wir anstelle von 23kg das Doppelte, nämlich 46kg mitnehmen. Also los, zum Check-In, die Koffer auf die Waage. Einer unserer Koffer hat nun das stattliche Gewicht von 30kg. Was solls, für CHF 90.00 dürfen wir ja 46kg mitnehmen. Erstaunt sind wir, dass uns die Dame am Schalter zwar freundlich, aber bestimmt erklärt, dass dieses Übergewicht CHF 150.00 kostet, obwohl wir nur 7kg des möglichen Zusatzgewichts von 23kg beanspruchen. Warum das?  Wir machen einen Überlegungsfehler: Die zusätzlichen 23kg für CHF 90.00 sind nur möglich, in einem zusätzlichen Koffer. Nun ja, das nächste Mal sind wir klüger.

 

Nach dem Check-In und dem Bezahlen der Zusatzgebühr gehen wir gemütlich zum Gate, wo wir um 12:30h zum Einsteigen aufgefordert werden. Obwohl sich unsere Sitze in der Economy-Klasse befinden, ist das Platzangebot erträglich. Die Bestuhlung unserer Maschine, eines Airbus A330-300, ist so ausgelegt, dass in der Mitte 4 Sitze, bei den Fenstern aber nur 2 Sitze nebeneinander vorhanden sind. Es versteht sich von selbst, dass wir die 2 Sitze Variante vorreservierten.

 

Nach einem angenehmen Flug von etwa 8 Stunden erreichen wir um 15:00 Ortszeit Montreal. Nach der Passkontrolle nehmen wir kurz unser Gepäck in Empfang, gehen damit durch den Zoll und legen es danach gleich wieder aufs Förderband für die Weiterreise nach Vancouver.

Wir begeben uns nun zum Gate unseres Anschlussflugs nach Vancouver. Kurz vor 18:00 heisst es auch hier einsteigen. Hier wird es allerdings enger. Als Flugzeug steht uns ein Airbus A320, welcher praktisch ausgebucht ist, zur Verfügung. Vor uns liegen nochmals 5 ½ Stunden Flug auf engem Raum. Zudem ist es gemäss unserem Zeitempfinden (MESZ) bereits Mitternacht. Schlafen in den engen Sitzen ist nur bedingt möglich. Entschädigt werden wir allerdings durch das Panorama beim Überflug über die Rocky- und Coastal Mountains. Dies ist ein eindrückliches Erlebnis.

 

Es ist ungefähr 20:30 (für uns bereits halb sechs am Morgen) und wir landen in Vancouver. Nachdem wir das Gepäck in Empfang genommen haben, suchen wir uns ein Taxi, welches uns in das bereits vorgebuchte Hotel führen soll.

 

Was uns hier auffällt ist, dass praktisch alle Taxifahrer Inder sind. Unser Hotel befindet sich an der Granville Street. Nach kurzer Fahrt biegen wir bereits in die Granville Street ein und glauben, dass wir demnächst beim Hotel sind. Weit gefehlt. Wir sind uns noch nicht an die Länge der Strassen in Vancouver gewohnt. Unser Hotel hat die Hausnummer 1100. Also noch 12 Kilometer Fahrt. Auch das überstehen wir und sind froh, nun endlich im 10. Stock, ein Bett zum Schlafen zu haben.

Übersichtskarten können durch Anklicken vergrössert werden.

 

Videoclip Flug Zürich (ZRH) nach Montreal (YUL) YouTube

 

Montag 6. Mai 2013

Vancouver  -  Flug zu den Coast Mountains

Nach einer angenehmen Nacht stehen wir gegen 8 Uhr auf. Wir konnten über 8 Stunden schlafen und haben dadurch die Zeitumstellung von 9 Stunden bereits einigermassen verdaut. Nach einer Dusche begeben wir uns zum Frühstücksraum und geniessen das erste Frühstück in Vancouver.

 

Strahlender Sonnenschein begrüsst uns auf der Strasse. Wie lernt man eine fremde Stadt am schnellsten kennen? Mit einem der vielen Sightseeing-Bussen. Diese Busse führen die Touristen durch die Stadt an markanten Punkten vorbei. Erklärungen kann man über Kopfhörer bekommen. Überall kann man aussteigen und mit einem der nächsten Busse weiter fahren. Auch wir beschliessen, die erste Bekanntschaft mit der Stadt mit einem solchen Bus zu machen, zumal sich vor unserem Hotel eine Busstation befindet.

 

Nach einer interessanten, lehrreichen Fahrt kennen wir uns nun schon fast aus in der Stadt. Dies ist auch nicht sehr schwer, da die meisten Strassen gerade und parallel zueinander verlaufen. Sie werden nur durch Querstrassen unterbrochen, welche ebenfalls meist gerade und parallel zueinander verlaufen. Also, nur Strassen und Querstrassen zählen und schon kann man sich orientieren.

 

Am Canada Place steigen wir aus und gehen zu Fuss, am Convention Center vorbei zum Coal-Harbour. Am Hafen hat es nicht nur Anlegestellen für Schiffe, sondern auch für Wasserflugzeuge. Hier herrscht reger Verkehr mit startenden und landenden Wasserflugzeugen. Dieses Treiben animiert uns, selbst in die Luft zu gehen.

Wir buchen einen 40 minütigen Flug zu den Coast mountains.

 

Mit einer einmotorigen DHC-3 Turbine Single Otter starten wir auf dem Wasser, überfliegen die Lions Gate Bridge und fliegen dann in die Berge, wo teilweise noch Schnee liegt. Es ist ein unvergleichliches Erlebnis, da sich das Wetter auch von der besten Seite zeigt. Nach 40 Minuten landen wir wieder im Wasser und fahren, oder sagt man schwimmen (rollen passt ja nicht) zum Landungssteg, wo wir das Flugzeug verlassen.

 

Den Rest des Nachmittags benützen wir, um das Stadtzentrum noch zu Fuss zu erkunden. Um uns auch von oben einen Überblick zu verschaffen, fahren wir mit dem Lift zum Aussichtspunkt des City Tower. Hier sehen wir Vancouver von oben und reihen diese Eindrücke zu denen, welche wir am heutigen Tag schon machten.

 

Es geht gegen Abend zu. Langsam macht sich Müdigkeit breit. Wir benutzen einen Bus des öffentlichen Verkehrs und fahren in Richtung unseres Hotels. Apropos Busse: Uns fällt auf, dass an sämtlichen Bussen vorne eine aufklappbare Haltevorrichtung angebracht ist. Hier können Radfahrer, welche zwischendurch mit dem Bus fahren, ihre Fahrräder befestigen.

 

In der Nähe unseres Hotels verpflegen wir uns in einem Restaurant und gehen anschliessend auf unser Zimmer.

 

Fazit unseres ersten Tages in Vancouver:

Nach nur einem Tag können wir sagen, dass Vancouver eine faszinierende Stadt ist. Es gibt Hochhäuser und trotzdem entsteht kein beengendes Gefühl in den Strassen. In der ganzen Stadt findet man sehr viele Grünflächen und überall hat es Radwege. Die Stadt liegt am Meer aber gleich dahinter beginnen die Berge. Nach kurzer Fahrzeit befindet man sich bereits in Skigebieten.

 

Was uns sonst noch aufgefallen ist:

Wie schon erwähnt, befinden sich die Taxis fast ausschliesslich in indischer Hand. Aufgefallen ist uns, dass der Bevölkerungsanteil der Asiaten extrem hoch ist, nämlich über 30%. In mehreren Einwanderungswellen kamen vor allem Chinesen nach British Columbia. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts während dem Goldrausch im Fraser Canyon und während des Baus der transkontinentalen Eisenbahnlinie. Eine weitere Einwanderungswelle war in den 1980er und 1990er Jahren vor der Übergabe Hongkongs an die Volksrepublik China. Vancouver hat, nach San Francisco, das zweitgrösste Chinatown in Nordamerika.

 

Nach diesen vielen Eindrücken legen wir uns ins Bett und schlafen ein.

Karte und Routenbeschreibung

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Dienstag 7. Mai 2013

Vancouver – Velotour

Wir beschliessen, heute unser Frühstück nicht im Hotel, sondern in einem der vielen kleinen Restaurants in der Umgebung einzunehmen. Einige Strassen weiter finden wir ein lustiges Restaurant der unkonventionellen Art mit dem Namen „The Elbow Room Cafe“. Freundlich werden wir bedient, mit dem Hinweis, dass uns der erste Kaffee serviert wird, weitere müssen wir uns aber an der Bar selbst holen.

 

Zu Fuss laufen wir die Davie-Street hinunter in Richtung False-Creek. Wir laufen an einem Fahrradverleih vorbei und kommen auf die Idee, Vancouver per Fahrrad zu erkunden. Da in der ganzen Stadt Radwege anzutreffen sind, sollte dies kein Problem sein. Also mieten wir zwei Fahrräder.

 

Gemütlich fahren wir dem False-Creek entlang Richtung Osten zur Science World. Auf der anderen Ufer-Seite des False-Creek geht es alles wieder nach Westen, bis zur Burrard Bridge. Über diese Brücke fahren wir und zweigen dann nach links, Richtung Stanley Park, ab. Der Stanley Park ist mit seiner Fläche von 405 Hektaren der grösste Stadtpark Kanadas und der drittgrösste Nordamerikas. Mit ungefähr einer halben Million Bäumen ist der Park grösstenteils bewaldet und weisst ein ca. 200km langes Netz an Spazierwegen auf.

 

Wir sind nun an der Westseite des Stanley-Parks. Eine asphaltierte Strasse führt rund herum. Allerdings nur im Einbahnverkehr. Das heisst, um zur Nordspitze des Parks zu gelangen müssten wir eigentlich die Strasse auf der Ostseite benutzen. Wir lassen uns aber nicht von hier vertreiben und benutzen einfach die nicht asphaltierten Waldwege. Die Wege führen leicht bergan. Wir erreichen den nördlichsten Punkt, den Prospect Point. Wir sind der Meinung, dass wir eine Belohnung für unsere Leistung verdient haben. Es ist bereits Mittag. Wir „parken“ unsere Fahrräder und setzen uns für einen Lunch ins Restaurant. Nach so viel gesundem Sport dürfen wir uns auch etwas Ungesundes zum Essen bestellen. Edith bestellt sich ein BBQ-Burger und ich ein Canuck Burger. Ich weiss zwar nicht, was ich bekommen werde. Meine Wahl war lediglich aus Sympathie zur örtlichen Eishockeymannschaft, den Vancouver Canucks. Nun, wir werden nicht enttäuscht, es mundet vorzüglich.

 

Für einen kleinen Verdauungsspaziergang laufen wir bis zum Prospect Point Lookout. Von dort sehen hinüber zu West- und Nord-Vancouver. Wir beobachten Frachtschiffe, welche durch den Burrard Inlet unter der Lions Gate Bridge hindurchfahren.

 

Nach der Stärkung und Erholung setzen wir unsere Radtour fort. Wir stehen nun vor demselben Problem wie bei der Herfahrt. Da wir auf der Ostseite zurückfahren möchten stehen wir wieder in der verbotenen Fahrtrichtung. Doch, warum auf der Hauptstrasse zurückfahren. Wir beschliessen, auch den Rückweg auf dem Netz der vielen Waldwege zu machen. Ohne Karte, Kompass oder Wegweiser schaffen wir es tatsächlich bis zur Ausfahrt aus dem Stanley Park.

 

Weiter geht es dem Coal-Harbour entlang zum Seaplanes Terminal, wo wir gestern zu unserem Rundflug starteten. Wir verweilen noch etwas an der „Waterfont“ bevor wir uns zur Rückfahrt entschliessen. Ausnahmsweise geht es jetzt nicht auf Radwegen, sondern auf der Hauptstrasse mit dem normalen Verkehrsstrom. Wir sind zurück bei Reckless bike store, wo wir unsere Fahrräder wieder abgeben.

 

Nach einem kleinen Spaziergang, unterbrochen durch ein Nachtessen, kehren wir in unser Hotel zurück.

Karten und Routenbeschreibung

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Mittwoch 8. Mai 2013

Vancouver – Vancouver Island

Heute ist der letzte Tag in Vancouver. Bereits gestern Abend reservierten wir für heute einen Platz auf der Fähre nach Vancouver Island. Ebenso eine Hotel-Reservation in Victoria, der Hauptstadt von Vancouver Island und British Columbia.

 

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Tagen zeigen sich heute die ersten Wolken und es ist kühler geworden. Wir haben Flughafen ab Mittag ein Auto reserviert, welches uns in den nächsten Wochen als fahrbarer Untersatz dienen soll. Bis wir das Auto abholen können, haben wir noch den ganzen Vormittag zur Verfügung. Wir packen unsere Koffer, checken im Hotel aus und deponieren unser Gepäck noch dort.

 

Da es uns gestern im Elbow Room Cafe gefiel, begeben wir uns zu Fuss wieder dorthin und geniessen gemütlich das Frühstück.

 

Gestärkt fahren wir mit dem Bus zum historischen Stadtteil Gastown, dessen Namen vom britischen Siedler John „Gassy Jack“ Deighton herkommt. John Deighton eröffnete hier 1867 das erste Lokal. Das berühmteste Wahrzeichen von Gastown ist die Steam Clock, eine mit Dampfkraft betriebene Uhr, welche ihren Wasserdampf für den Antrieb von der Fernheizung des Stadtviertels bezieht. Wir schlendern zu Fuss durch die Strassen von Gastown.

Nun wird es aber Zeit. Wir fahren mit dem Bus zurück in unser Hotel und nehmen unser Gepäck in Empfang. Ein Taxi, selbstverständlich mit einem Inder als Fahrer, bringt uns nun zum Flughafen.

 

Ein fast fabrikneues Fahrzeug, ein Dodge Journey mit weniger als 2000km auf dem Tacho steht für uns bereit. Bei der Übergabe der Schlüssel wurde uns erklärt, dass es sich um einen «keyless car» handelt. Das heisst, der Schlüssel muss nicht mehr ins Schloss gesteckt werden. Es reicht, wenn ich mich mit dem Schlüssel in der Tasche im Umkreis von 1.50m beim Fahrzeug befinde. Die Türen sind entriegelt und der Motor kann gestartet werden. Also recht komfortabel, wenn man das System einmal im Griff hat. Wir stehen vor dem Fahrzeug. Die Türen können geöffnet werden. Super, aber wie öffnen wir den Kofferraum? Nach längerem Abtasten sämtlicher Stellen am Hinterteil des Fahrzeugs entdeckte Edith schön verborgen einen kleinen Hebel, mit welchem der Kofferraum geöffnet werden kann. Der Tag und die nächsten Wochen sind gerettet.

 

Alles ist nun verstaut und wir fahren Richtung Süden. In Tsawwassen decken wir uns mit Proviant ein und fahren anschliessend zum Ferry Terminal. Wir reihen uns in der uns zugewiesenen Wartespur ein. Es bleibt noch genügend Zeit die Beine etwas zu vertreten.

Langsam kommt der Zeitpunkt, wo wir aufgerufen werden zum Fahrzeug zurück zu kehren. Die Wartespuren füllen sich zwar langsam. Trotzdem merken wir, dass wir uns die Reservation, welche doch CAD 18.50 kostete, hätten sparen können. Wir sind nicht in der Hauptsaison und es hat genügend Platz auf der Fähre. Wir können nun einfahren, stellen das Auto auf den zugewiesenen Platz, verlassen das Fahrzeug und begeben uns auf die oberen Decks. Die Wolken sind verzogen, der Himmel ist blau, aber die Temperatur ist kühl. Unsere Überfahrt zur Swartz Bay wird etwa anderthalb Stunden dauern. Dann werden wir zur zweiten Etappe, Vancouver Island starten.

Karten und Routenbeschreibung

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Edith Muff / Karl Weibel

Winzerweg 11

4123 Allschwil