Reisebericht

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Samstag 5.5.2012

Basel – Zürich (ZRH) – Manchester (MAN) – Sheffield

Um 8:40 fahren wir mit dem Zug von Basel SBB zum Flughafen Zürich, wo wir um 9:56 ankommen. Nach einem problemlosen, speditiven Check-In am Flughafen lassen wir noch die übliche Sicherheitskontrolle über uns ergehen.

 

Mit einer leichten Verspätung (geplanter Abflug 12:10) startet die Fokker-100 der Helvetic Airways Richtung Manchester. Der Himmel ist wolkenbehangen. Trotz Fensterplatz ist leider die Sicht nach unten durch die Wolken versperrt. Über dem Wasser, welches den Kontinent von der Britischen Insel trennt, öffnet sich kurz die Wolkendecke. Somit wissen wir, dass wir jetzt die Uhr um eine Stunde zurück stellen müssen. Nach knapp zwei Stunden Flug landen wir in Manchester.

 

Da wir in ein Land einreisen, welches nicht zum Schengen-Raum gehört, erfolgt hier zuerst die Ausweiskontrolle. Ausser unserem Flugzeug sind gleichzeitig noch weitere Maschinen gelandet. Dies bedeutet nun einmal anstehen bei der Ausweiskontrolle. Trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, wie es die Briten durch kluges Kanalisieren und Verteilen der Personen auf die gerade freien Schalter verstehen, die vielen Leute innert nützlicher Frist speditiv abzufertigen.

 

Nach der Ausweiskontrolle nehmen wir unser Gepäck in Empfang und begeben uns zum Bahnhof Manchester-Airport. Am Schalter lösen wir die Fahrkarten und müssen etwa eine Viertelstunde warten, bis der nächste Zug nach Sheffield bereitgestellt wird.

Nach einer etwa 5/4-stündigen Fahrt erreichen wir Sheffield. Da wir bereits letztes Jahr in Sheffield waren, kennen wir uns mit den Örtlichkeiten aus und erreichen nach ungefähr zehn Minuten Fussmarsch unsere reservierte Unterkunft, das ibis Hotel (Shude Hill Sheffield, South Yorkshire S1 2AR). Wir richten uns gemütlich ein und machen einen Stadtbummel in Sheffield.

 

Als wir vor einem Jahr in Sheffield waren, besuchten wir mehrmals ein italienisches Restaurant, wo wir jeweils mit dem Besitzer längere Gespräche führten. Da es Zeit zum Abendessen ist, beschliessen wir, dieses Restaurant wieder zu besuchen. Wir sind gespannt, ob uns der Besitzer noch kennt.

Zu unserem Bedauern, existiert aber dieses Restaurant an der uns bekannten Adresse nicht mehr.

So schnell geben wir aber nicht auf und tatsächlich nach genauem Hinschauen sehen wir einen Anschlag mit dem Hinweis, dass das Restaurant an einer anderen Adresse neu eröffnet wurde. Somit machen wir uns auf den Weg zur neuen Adresse und setzten uns dort an einen freien Tisch. Der Besitzer persönlich kommt an unseren Tisch und will die Bestellung aufnehmen. Plötzlich hält er inne und überlegt. Dann sagt er: „Seid ihr nicht die Schweizer, welche letztes Jahr schon hier waren?“. Er hat uns also tatsächlich wieder erkannt.

Übersichtskarte

   

Sonntag 6.5.2012

Sheffield

Nach einem ausgiebigen Frühstück benutzen wir den Morgen für eine Wanderung in Sheffield. Zuerst besuchen im Clay Wood das Cholera Monument. Das Cholera-Monument erinnert an die Cholera-Epidemie im Jahr 1832. 1347 Menschen wurden damals von der Cholera infiziert, wovon 402 Personen starben. Da die Bestattung der Toten schnell von statten gehen musste, wurden 339 Personen rasch möglichst nach ihrem Tod auf diesem Hügel begraben, wo jetzt das Monument steht.

Nach einer kurzen Besinnung laufen wir weiter und wandern durch den Norfolk Park, um anschliessend ins Zentrum von Sheffield zu gehen, denn dort beginnt im Crucible Theater um 14:00h die erste von vier Sessions zum Final der Snooker-Weltmeisterschaft 2012.

 

Die Finalpaarung ist: Allister Carter gegen Ronnie O'Sullivan.

Ronnie O’Sullivan hat in den vorherigen Spielen gezeigt, dass er in Höchstform ist. Ob Ali Carter eine Chance hat, wird sich zeigen.

Leider ist sowohl die erste, wie auch die zweite Session am Abend eine sehr einseitige Angelegenheit. Ronnie O’Sullvian dominiert nach Belieben und wird meist nicht gefordert. Ali Carter will überhaupt nichts gelingen. Seine Taktik ist ein extremes Sicherheitsspiel. Er geht keine Bälle an, welche nicht sicher sind, weil er diese meistens verschiesst. Man sieht hier richtig, dass Snooker zu einem grossen Teil im Kopf stattfindet. Ronnie O’Sullivan hingegen geht jeden Ball an, wenn er dabei nur die geringste Chance sieht, diesen zu lochen. Natürlich ist es so, dass wenn ein Spieler die Punkte nicht macht, so macht sie halt der Gegner, in diesem Fall Ronnie O’Sullivan. Zwischendurch kommt mir der Verdacht auf, dass Ronnie O’Sullivan absichtlich Ali Carter schöne Vorlagen hinlegt, um diesen wieder ins Spiel zu bringen, damit er dem Final trotzdem noch ein wenig Spannung geben kann. Aber wie gesagt, dies ist nur mein subjektives Empfinden.

Fazit nach dem ersten Tag des Finales: Dass Ronnie O’Sullivan den Final gewinnen und somit Weltmeister wird, steht fast ausser Zweifel. Dass Ali Carter in seiner jetzigen Verfassung das Blatt am zweiten Tag noch wenden wird, daran glaubt fast niemand. Trotz diesem einseitigen Spiel waren es oft Highlights,, den genialen Stoss-Kombinationen von Ronnie O’Sullivan zuzuschauen.

Übersichtskarte

Sheffield
Sheffield
Sheffield im Zeichen der Snooker WM
Sheffield im Zeichen der Snooker WM

 

Montag 7.5.2012

Sheffield

Den Morgen verbringen wir mit einem gemütlichen Stadtbummel in Sheffield.

Um 14:00h beginnt die dritte Session im Crucible. Ronnie O’Sullivan kommt mit einem so grossen Vorsprung in diese dritte Session, dass sich die Frage stellt, ob es überhaupt eine vierte Session am Abend gibt, oder ob die dritte Session genügt, um bereits schon alles klar zu machen. Erfreulicherweise kann sich Ali Carter ein wenig fangen, was zu mehreren Frame-Gewinnen reicht.

Es gibt tatsächlich noch eine vierte Session am Abend. Vor dem Einmarsch der beiden Finalisten wird der 7fache Weltmeister, Stephen Hendry, welcher hier an dieser Weltmeisterschaft seine 27-jährige, sehr erfolgreiche Profi-Snooker-Karriere, beendet, gebührend geehrt. Nebst den sieben Weltmeistertitel schaffte es Hendry 36 Ranking Tourniere zu gewinnen und erreichte 10-mal ein sogenanntes Maximum-Break.

Zum Spiel O’Sullivan gegen Carter ist nicht mehr viel zu sagen. In der letzten Session spielt Ronnie in seiner gewohnt schnellen Art richtig gross auf und gewinnt verdient den Weltmeistertitel. Ali Carter kann einem richtig leidtun. Die Summe von £125‘000, welche er als unterlegener Finalteilnehmer bekommt (der Sieger erhält £250‘000), wird ihn ein wenig trösten.

Übersichtskarte

Zweiter Tag Finale
Zweiter Tag Finale
Die Halle füllt sich
Die Halle füllt sich

 

Dienstag 8.5.2012

Sheffield – Manchester Airport – Wales - Rhos-on-Sea – Llandudno – Conwy – Llanberis

Wir begeben uns mit unserem Gepäck zum Bahnhof Sheffield und warten auf den Zug nach Manchester. Nach und nach kommen immer mehr Leute, welche offenbar auf denselben Zug warten. Endlich fährt der Zug ein. Zu unserem Schrecken stellen wir aber fest, dass es sich um einen relativ kurzen Zug handelt. Das heisst, er wird überfüllt sein. Wir beschliessen sofort, uns in die erste Klasse hinzusetzen, denn wir haben eine Fahrt von über einer Stunde vor uns. Diese Zeit stehend zu verbringen ist nicht unbedingt das, was wir uns wünschen. Doch auch die erste Klasse ist bereits stark belegt. Wir haben Glück und können gerade noch 2 Sitzplätze für uns belegen. Die nachfolgenden Fahrgäste müssen sich bereits mit Stehplätzen begnügen. Nun erfolgt die Durchsage: „Infolge einer technischen Panne wird dieser Zug in einer Ersatzkomposition geführt. Leider sind in dieser Komposition weniger Wagen und somit auch weniger Sitzplätze vorhanden. Fahrgäste mit einem normalen Ticket können aber auch ohne Aufpreis in der ersten Klasse reisen“. Schön für uns, wir brauchen keinen Zuschlag zu zahlen. Pech für alle anderen Fahrgäste, welche sich erst jetzt in die erste Klasse begeben wollen. Die erste Klasse ist ebenfalls überfüllt und hat keine freien Sitzplätze mehr. Ansonsten verläuft die Fahrt problemlos und wir kommen im Manchester Airport an.

 

Wir nehmen unseren reservierten Mietwagen in Empfang, klappen erst einmal die hinteren Sitze herunter, um Platz für unsere Koffer zu schaffen. Vom Flughafengelände biegen wir in den Motorway M56 ein und fahren auf direktem Weg via Chester nach Wales. Auch wenn wir nicht wüssten, dass wir jetzt die Grenze zwischen England und Wales überschritten haben, wir müssten es bemerken, da nun sämtliche Schilder zweisprachig, Englisch und Walisisch, angeschrieben sind. Wir beschliessen, der Dee-Mündung entlang ganz an die Nordküste von Wales und dann der Küste entlang nach Westen zu fahren.

 

Es ist nun bereits viertel nach Eins. Zeit für einen kurzen Halt. Wir sind in Rhos-on-Sea angekommen. Als kleine Zwischenmalzeit bestellen wir in einem kleinen Restaurant eine „Soup of the day“. Nach dieser Stärkung unternehmen wir noch einen kurzen Strandspaziergang, bevor wir uns wieder in unser Auto setzen.

 

Nach nur einer Viertelstunde erreichen wir Llandudno.

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Llanduno zu einem viktorianischen Badeort für Reiche und Schöne. Im 20. Jahrhundert öffnete sich der Ort auch anderen Touristen. Obwohl die grossen und mondänen Hotels ein wenig von ihrem Glanz verloren haben, ist Llandudno nach wie vor ein beliebter Ferienort. Als „Hausberg“ von Llandudno steht der 209 Meter hohe Kalksteinhügel Great Orme. Dies ist unser nächstes Ziel. Wir fahren bis zur Victoria-Station und parkieren unser Fahrzeug.

Die Victoria-Station ist die Talstation der Great Orme Tramway. Bereits im Jahr 1902 wurde diese Bahn gebaut. Sie weist zwei Sektionen auf. Die untere Sektion ist eine sogenannte Kabelstrassenbahn. Die Zugkabel liegen unter der Fahrbahndecke. Die obere Sektion ist eine normale Standseilbahn, wo die Kabel sichtbar sind. In romantischer Fahrt bringt uns die Bahn auf den Great Orme.

Bei bedecktem Himmel, stürmischem aber trockenem Wetter machen wir auf dem Great Orme eine kurze Wanderung und begeben uns dann zum Bishop‘s Quarry. Dies ist ein interessantes Gebiet für Fossilien-Sammler. Bishop‘s Quarry ist ein Sandsteinfelsen aus der Zeit vor 340 – 280 Millionen Jahre, also einer Zeit vor den Dinosauriern. In dieser Zeit lag Grossbritannien nahe dem Äquator. Ein grosser Teil von Nordwales lag unter einem tropischen Meer. Viele Meeresbewohner schwammen in diesem Meer. Manche von ihnen sind hier noch als Fossilien erhalten.

 

Nach diesem Ausflug fahren wir zurück mit der Standseilbahn zur Talstation in Llandudno.

Wir nehmen in unserem Auto Platz und fahren weiter nach Conwy. Bereits bei der Einfahrt ins Städtchen sind wir von der 8-türmigen Festung beeindruckt. Das Städtchen ist von einer 1.53 km langen Wehrmauer mit 21 Rundtürmen und drei Stadttoren umgeben. Dies gibt ihm ein gewisses mittelalterliches Flair. Wir beschliessen, hier einen kleinen Halt einzuschalten. Wir schlendern durchs Städtchen, dem Strand entlang zur Festung und anschliessend wieder zum Parkplatz.

 

Wir setzen unsere Fahrt fort. Wir befinden uns bereits im Snowdonia-Nationalpark und fahren in südlicher Richtung, bevor wir nach Westen abbiegen und über den Pen-y-Pass fahren. Wir sind zwar beeindruckt von der Gegend am Pen-y-Pass, beschliessen aber trotzdem nicht anzuhalten und auszusteigen, da sich das Wetter stark verschlechtert hat und es bereits zu regnen beginnt.

Wir fahren weiter bis Llanberis. Kurz vor der Ortseinfahrt sehen wir ein kleines Häuschen mit der Anschrift B&B (Bed and Breakfast). Wir halten an und erkundigen uns für eine Unterkunft. Wir werden herzlich von Carol, der Besitzerin willkommen geheissen. Sie bietet uns ein kleines Zimmer an, welches wir gerne annehmen. Das Häuschen, es nennt sich Snowdon Cottage, wurde im späten 18. Jahrhundert gebaut. Bis 1835 war es das Haus des Diakons der örtlichen Kapelle. Seit den letzten 12 Jahren wurde das Haus ausgebaut und renoviert, hat aber nichts von seinem Charme verloren.

Wir richten uns in unserem Zimmer ein und fahren anschliessend ins Dorf Llanberis, wo wir in einem indischen Restaurant mit einem üppigen Essen den Tag beschliessen.

Übersichtskarte

Bahn auf den Great Orme
Bahn auf den Great Orme
Aussicht vom Great Orme
Aussicht vom Great Orme
Festung in Conwy
Festung in Conwy
Unterkunft im Snowdon Cottage
Unterkunft im Snowdon Cottage

 

Mittwoch 9.5.2012

Llanberis – Snowdon Summit – Llanberis

In Llanberis ist die Talstation der Snowdon Mountain Railway. Diese Zahnradbahn führt auf den höchsten Berg von Wales, den 1085 Meter hohen Snowdon. Es ist die einzige öffentliche Zahnradbahn in Grossbritannien. Die Bahn wurde an Ostern 1896 eröffnet. Sie weist eine Spurweite von 800mm auf. Die Wagen werden von Dampf- oder Dieselloks auf den Gipfel gestossen. Die Dampfloks wurden alle von der ehemaligen SLM (Schweizerische Lok- und Maschinenfabrik, Wintherthur) gebaut. Drei der ersten Dampfloks (Baujahr 1895 und 1896) sind immer noch in Betrieb.

 

Wenn wir schon hier sind, würden wir es uns später nicht verzeihen, wenn wir den Ausflug auf den Snowdon unterlassen hätten. Trotz starker Bewölkung begeben wir uns zur Talstation. Am Schalter sehen wir ein Bild einer Webkamera vom Gipfel. Es ist zwar stark bewölkt aber die Sicht ins Tal ist dadurch nicht beeinträchtigt. Wir beschliessen, zwei Rückfahrkarten zu kaufen. Die Regel besagt, dass der Zug zum Gipfel fährt, dort eine halbe Stunde hält und dann wieder zurück fährt. Es muss wieder mit demselben Zug, mit welchem die Bergfahrt erfolgte, nach einer halben Stunde zurück gefahren werden. Der Wagen füllt sich langsam mit Fahrgästen. Trotz schlechtem Wetter ist der Wagen nicht überfüllt aber ausgebucht. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir den Gipfel. Der Himmel ist mit dicken Wolken verhangen. Die Sicht ins Tal und zu den übrigen „Bergen“ ist aber tadellos. Dieser Ausblick alleine ist es schon wert, hierhergekommen zu sein.

 

Nach einer kurzen Erfrischung im Restaurant beschliessen wir, den Abstieg nicht mehr mit der Bahn, sondern zu Fuss zu machen. Also los geht’s. Nach etwa fünf Minuten Marsch fährt unser Bähnchen an uns vorbei und wir wissen, jetzt gibt es kein zurück. Jetzt müssen wir den Abstieg zu Fuss machen. Kaum ist die Bahn an uns vorbei gefahren, sehen wir an den Steinen auf dem Boden dunkle Punkte, welche immer mehr werden. Es sind die ersten Regentropfen. Mit Regen haben wir nicht gerechnet. Es gibt aber nichts zu überlegen. Wir haben keine andere Wahl als tapfer weiter zu laufen. Kurz zusammengefasst: Wir sind etwa vier Stunden runter-wegs. Ausser einer Viertelstunde immer im Regen. Fast unten in Llanberis kommen wir an einem kleinen Restaurant vorbei und beschliessen, uns hier ein wenig aufzuwärmen. Der Besitzer, eine sehr redselige Person, kocht für uns Tee und heisse Schokolade. Daneben brannte ein Feuer im Kamin.

 

Nach dieser Pause machen wir uns auf das letzte Stück des Weges. Nach etwa einer halben Stunde sind wir in unserer Unterkunft im Snowdon Cottage. Wir wechseln unsere Kleider und hängen sie in jeder warmen Ecke zum Trocknen auf. Ein heisser Tee von unserer Herbergsmutter Carol  bringt die Lebensgeister wieder zurück. Wir sitzen im Aufenthaltsraum am Feuer im Kamin und sind stolz auf unsere heutige Leistung. Wieder aufgewärmt fahren wir nochmals ins indische Restaurant in Llanberis und lassen uns durch ein indisches Essen verwöhnen.

Übersichtskarte

Snowdon Mountain Railway
Snowdon Mountain Railway
Aussicht vom Snowdon Summit
Aussicht vom Snowdon Summit
Endlich wieder trockene Kleider
Endlich wieder trockene Kleider
Trockene Kleider und Tee zum Aufwärmen
Trockene Kleider und Tee zum Aufwärmen

 

Donnerstag 10.5.2012

Llanberis – Insel Anglesey – Aberdaron

Wir lassen uns nochmals richtig von Carol verwöhnen mit einem üppigen English-Breakfast. Richtig, es ist ein English- und nicht ein Welsh-Breakfast, da Carol Engländerin und nicht Waliserin ist. Ein grosser Unterschied besteht allerdings nicht zwischen den beiden Frühstücksarten.

 

Es regnet immer noch. Wir laden unser Gepäck ins Auto und fahren los, Richtung Insel Anglesey.

Anglesey ist eine Insel im Nordwesten von Wales und über die beiden Brücken, Britannia Bridge und Menai Suspension Bridge, mit dem Festland verbunden. In der walisischen Sprache wird die Insel „Môn“ genannt. Diese Bezeichnung setzt sich teilweise auch im englischen Sprachgebrauch durch.

Wir fahren über die Britannia Brücke auf die Insel und folgen der Strasse ostwärts, der Küste entlang nach Beaumaris. Beaumaris ist ein gepflegter touristischer Ort an der Küste. Da der Regen aufgehört hat und wir in den Wolken, allerdings mit viel Optimismus, erste Strahlen von Sonnlicht zu erkennen glauben, beschliessen wir einige Schritte am Strand von Beaumaris zu machen.

 

Nach diesem kurzen Halten fahren wir weiter über Llangoed nach Penmon, zum östlichsten Punkt der Insel. Über enge Nebenstrassen, welche eher als Wege denn als Strassen bezeichnet werden können fahren wir nun in nordöstlicher Richtung, über Glan-yr-afon, Llanddona bis nach Pentraeth. Wieder in der Zivilisation, was die Strassen anbelangt geht es nun Richtung Norden. Bei Amlwch erreichen wir den nördlichsten Teil der Insel. Weiter geht die Fahrt bis Llanrhyddlad. Dort fahren wir über eine Nebenstrasse bis zur Küste, der Church Bay, wo wir anhalten.

 

Unser Optimismus wird nicht bestätigt. Die ersten Anzeichen von Sonnenstrahlen, welche wir in Beaumaris noch zu erkennen glaubten, sind wieder dichten dunklen Wolken gewichen. Es regnet zwar nicht direkt. Es ist aber extrem windig und die Luft ist sehr feucht. Das hindert uns aber nicht, einen kleinen Spaziergang an der Church-Bay zu unternehmen. Leicht feucht und durch den Wind erfrischt, stärken wir uns im naheliegenden Restaurant mit einer „Soup of the day“.

 

Wir fahren weiter über Holyhead zum South Stack. Das Wetter zeigt sich hier von einer seiner schlechteren Seite. Wind, dichter Nebel und Regen. Das Ganze wirkt aber auch ein bisschen romantisch, was uns bewegt auch hier einen Halt einzuschalten.

 

Nach diesem Halt fahren wir weiter, verlassen die Insel Anglesey und fahren Richtung Caernarfon.

Die Stadt Caernarfon an der Flussmündung des Seiont ist die Hauptstadt von Gwynedd. Hier wurde 1969 Prinz Charles zum Prince of Wales gekrönt. Wir beschliessen, nicht anzuhalten und weiter zu fahren in südwestlicher Richtung, mehrheitlich der Küste entlang bis Morfa Nefyn. Am Strand von Morfa Nefyn halten wir an.

 

Das Wetter hat sich nicht wesentlich gebessert. Es ist leicht neblig. Die Luft ist feucht, aber es regnet nicht. Edith benutzt den Halt um am Strand erfolgreich einige neue Exemplare für ihre Steinsammlung zu suchen.

 

Es ist bereits etwa 17:00. Wir beschliessen noch bis ganz hinunter zu fahren bis ans Ende der Halbinsel Llŷn. Hier finden wir den charmanten Ort Aberdaron, direkt an der Aberdaron Bay. Aberdaron bedeutet „Mündung des Daron“. Hier schiffte sich im Mittelalter der Pilgerreiseverkehr zur Insel Berdsey ein.

Hier wollen wir die Nacht verbringen. Im Gwesty Tŷ Newydd (Gwesty bedeuted auf walisisch Hotel) bekommen wir ein Zimmer mit direkter Aussicht auf den Strand und das Meer. Nebst dieser wunderschönen Aussicht, erfreut uns die Sonne, welche sich erstmals blicken lässt. Im Restaurant geniessen wir das Nachtessen, ebenfalls mit Meeresblick - und begeben uns danach zur Ruhe. 

Übersichtskarte

Church Bay Suchen der Sonne
Church Bay Suchen der Sonne
Nebel in Anglesey
Nebel in Anglesey
Trearddur Bay
Trearddur Bay
Abberdaron
Abberdaron
Blick vom Hotelzimmer auf den Strand
Blick vom Hotelzimmer auf den Strand

 

Freitag 11.5.2012

Aberdaron – Rhiw – Portmeirion – Dolgellau – Aberdyfi

Heute Morgen begrüsst uns die Sonne, auch wenn sie sich ihren Platz zwischen den Wolken erkämpfen muss. Dies müssen wir ausnützen. Bevor wir wieder losfahren unternehmen wir einen längeren Strandspaziergang.

 

Erst gegen viertel vor elf verlassen wir Aberdaron und fahren auf einer Nebenstrasse Richtung Rhiw. Hier zeigt sich uns ein fantastischer Ausblick auf den Strand von Porth Neigwl. Nach einem ganz kurzen Halt fahren wir weiter über Abersoch, Pwllheli nach Criccieth. Hier halten wir kurz an und setzen uns auf eine Bank am Strand.

 

Nach diesem kurzen Halt fahren wir weiter nach Minffordd, wo wir nach Portmeirion abzweigen. 

Hier haben wir das Gefühl nicht in Wales, sondern in Italien zu sein. Dieses Dorf wurde ab 1925 bis 1975 von Sir Bertram Clough Williams-Ellis im italienischen Stil eines am Mittelmeer gelegenen Ortes entwickelt und gebaut, resp. aus Teilen von an anderen Orten abgebrochenen Häusern erstellt. Er sammelte alle möglichen Teile von und aus verlassenen, imposanten Herrenhäusern und schuf daraus im Laufe von 50 Jahren dieses versponnene, wundervolle Utopia. Als Sir Clough meinte, sein Werk sei nun vollendet, war er stolze 90 Jahre alt. Portmeirion diente im Jahr 1967 als Hintergrund für die britische Fernsehserie „The Prisoner“ (zu Deutsch: Nummer 6). Die Serie „Geheimauftrag für John Drake“ wurde ebenfalls in Portmeirion gedreht. Die Fans der Fernsehserie „The Prisoner“ veranstalten regelmässig Treffen in dem Dorf.

Portmeirion beherbergt eine wichtige Rhododendron-Sammlung.

 

Wir spazieren durch dieses verspielte Dorf, lassen uns in einem kleinen Restaurant bewirten und unternehmen noch eine Rundwanderung zum Strand.

 

Nach etwa zwei Stunden fahren wir weiter. Über Maentwrog, Gellildyn fahren wir dem Llyn-Trawslynydd entlang Richtung Süden bis Trawsfynydd. Dort zweigen wir ab auf eine Nebenstrasse und fahren, dem Afon-Lliw entlang, teilweise über ein Hochplateau nach Westen. Zwischendurch müssen wir anhalten, weil wir zuerst Weide-Tore öffnen müssen, um durchfahren zu können. Auf der ganzen Strecke gilt aber: „Vortritt haben immer die frei weidenden Schafe“. Das Wetter können wir aussuchen, wie wir es wollen. Schauen wir nach vorne, so sehen wir Sonne und blauer Himmel. Sehen wir nach hinten, so sehen wir dunkle, mit Regen gefüllte Wolken. Wir beschliessen, nur vorwärts in Fahrtrichtung zu schauen.

 

In der Nähe von Llanuwchllyn kehren wir wieder in die Zivilisation zurück. Wir fahren auf der A494 Richtung Südwesten bis Dolgellau.

Dolgellau ist ein kleiner geschichtsträchtiger Ort, in dem historische Gebäude das Stadtbild prägen. Mehr als 200 seiner gediegenen Steinbauten stehen unter Denkmalschutz. Wir parkieren unser Auto und spazieren durch das Örtchen.

 

Es ist bereits Abend. Wir beschliessen, von Dolgellau bis Tywyn zu fahren und uns dort um eine Unterkunft umzusehen. Wir fahren durch Tywyn, sehen aber nirgends eine Unterkunft. Wir beschliessen, weiter zu fahren. Schon im nächsten Ort, in Aberdyfi finden wir, was wir suchen. Wir parkieren unser Fahrzeug, nehmen das Nötigste für eine Nacht und Kleider zum Wechseln auf das Zimmer und richten uns ein.

 

Es ist etwa halb acht. Wir machen noch einen kurzen Spaziergang in der Abendsonne am Strand und begeben uns dann in unsere Unterkunft zum Nachtessen.

Übersichtskarte

Strand von Aberdaron
Strand von Aberdaron
Portmeirion
Portmeirion
Andere Verkehrsteilnehmer
Andere Verkehrsteilnehmer
Bei Gegenverkehr wird es problematisch
Bei Gegenverkehr wird es problematisch
Dolgellau
Dolgellau
Strand von Aberdyfi
Strand von Aberdyfi

 

Samstag 12.5.2012

Aberdyfi – Forge – Llyn Clywedog – Devil’s Bridge – Afon Elan – Builth Wels - Llangors

Wir verlassen etwa um 10:15 Aberdefy und fahren Richtung Westen. Schon bald erreichen wir das kleine, von viktorianischen Häusern geprägte Marktstädtchen Machynlleth. Hier machen wir einen kurzen Halt.

 

Gleich geht es weiter. Wir benützen nun eine kleine Nebenstrasse, auf der es mehr Schafe als Autos gibt und fahren über einen Pass von Forge nach Richtung Dylife. Kurz vor Dylife halten wir an und wandern zu einem kleinen See, Nach dieser Wanderung fahren wir weiter Richtung Dylife.

 

Dylife ist eine alte Bergbausiedling. Seit der Römerzeit bis ins späte 20. Jahrhundert wurde hier Blei abgebaut. Wir fahren an der Dylife-Gorge vorbei, welche uns zum Anhalten animiert. Dylife-Gorge ist ein Tal, welches in der Eiszeit durch einen Gletscher geformt wurde.

 

Nach diesem kurzen Halt fahren wir weiter bis kurz vor Staylittle, wo wir Richtung Süden abbiegen um auf einer kleinen Nebenstrasse dem Llyn Clywedog entlang zu fahren.

 

Der Llyn Clywedog, oder auch Clywedog Reservoir genannt, ist ein künstlicher Stausee, gebaut zwischen 1965 und 1967. Gebaut wurde er erstens zum Schutz vor Überflutung der oberen Bereiche des Flusses während der Wintermonate, als auch zur Sicherstellung einer minimalen Wassermenge im Fluss während des Sommers. Der Stausee dient aber hauptsächlich als Reservoir für die Wasserversorgung von Birmingham und den englischen Midlands. Der Bau war damals stark umstritten. Die lokale Opposition wehrte sich dagegen, dass ein Grossteil des Clywedog-Tals und damit über 600 Hektar landwirtschaftlich nutzbare Fläche geflutet wurden. Die Proteste gipfelten darin, dass innerhalb der Baustelle eine Bombe gezündet wurde.

Auch wenn es sich um einen künstlichen See handelt, so fügt er sich malerisch in die Landschaft ein und wurde zu einem beliebten Ausflugsziel für Fischer, Wanderer und Tierbeobachter.

 

Wir fahren dem See entlang bis zur Staumauer. Mit einer Höhe von 72 Metern und einer Länge von 230 Metern ist dies die höchste Staumauer in Grossbritannien. Bei der Staumauer halten wir an, sitzen in ein Restaurant. Bei Kaffee und walisischem Süssgebäck geniessen wir das atypische sonnige Wetter.

 

Nach dieser kurzen Pause fahren wir weiter über Llanidloes, Llangurig, durch das Wye Valley bis zu Devil’s Bridge.

 

Devil’s Bridge (Teufelsbrücke) ist ein Ort, aber auch die Bezeichnung einer Brücke. In vielen Ländern findet man immer wieder ähnliche Geschichten über Teufelsbrücken, welche der Sage nach vom Teufel gebaut wurden, der Teufel aber von den Leuten übers Ohr gehauen und um seinen Lohn betrogen wurde. So auch bei der Devil’s Bridge. Das Besondere an dieser Brücke ist, dass es sich um 3 übereinander gebaute Brücken handelt. Im 11. Jahrhundert wurde die unterste Steinbogenbrücke von Mönchen konstruiert. Dies ist die „echte“ Teufelsbrücke. Der walisische Name dieser Brücke ist „Pontarfynach“. Übersetzt heisst dies „Mönchsbrücke“. Im Jahr 1753 wurde darüber die mittlere, ebenfalls eine Steinbrücke und 1901 die obere Eisenbrücke gebaut.

 

Wir parkieren unser Auto und laufen über die Brücke bis zum Endbahnhof der Rheidol-Railway. Diese von Dampf betriebene Schmalspurbahn verbindet Aberystwyth mit Devil’s Bridge. Wir haben die Absicht, mit diesem Zug nach Aberystwyth und wieder zurück zu fahren. Es ist allerdings bereits halb Vier. Nach Fahrplanstudium müssen wir feststellen, dass wir wohl nach Aberystwyth aber am heutigen Tag nicht mehr zurückkommen werden. Somit schauen wir zu, wie der Dampfzug ohne uns aus dem Bahnhof losfährt. Gemütlich laufen wir wieder zu unserem Auto.

 

Wir fahren los, ohne festes Ziel. Es sollten einfach Routen, abseits der Hauptverkehrsstrassen durch landschaftlich schöne Gebiete sein. Über eine landschaftlich schöne Passstrasse fahren wir durch das Elan Valley und erreichen die Elan Valley Reservoirs. Dies sind Stauseen, welche Birmingham und Umgebung, sowie auch Teile von Wales mit Trinkwasser versorgen. Auch über diese Reservoirs herrscht bei den Walisern nicht nur eitel Freude, müssen sie doch für ihr eigenes Wasser mehr bezahlen als die Engländer.

 

Nach Llanwrthwl benützen wir wieder die normale Strasse Richtung Süden. Über Builth Wells, Bronllys, Talgarth erreichen wir Llangors. Es ist bereits viertel vor Sieben. Wir beschliessen dass Llangors das Endziel unserer heutigen Etappe ist. Bei der Ortsausfahrt finden wir eine Unterkunft im Pen-y-bryn-House. Wiederum nehmen wir die nötigsten Utensilien ins Zimmer und laufen dann zu Fuss ins Dorf um in einem Restaurant zu Abend zu essen.

Übersichtskarte

Machynlleth
Machynlleth
Glaslyn See
Glaslyn See
Dylife-Gorge
Dylife-Gorge
Vierbeinige Strassenbenützer
Vierbeinige Strassenbenützer
Pen-y-bryn-House Llangors
Pen-y-bryn-House Llangors

 

Sonntag 13.5.2012

Llangors – Gospel Pass – Abergavenny – Dowlais – Talybont-on-Usk – Brecon - Abercraf

Die Sonne weckt uns in unserem hübschen Zimmer. Alles wäre optimal wenn nicht im Badezimmer die Dusche fehlen würde. Es ist zwar eine grosse Badewanne vorhanden, aber keine Dusche. Seit Jahrzehnten habe ich nicht mehr gebadet, sondern nur geduscht. Nun die Situation ist so, wie sie ist. Also lasse ich ein Bad ein und lege mich in die Badewanne. Jetzt ist es für einen älteren Herrn wie mich nicht unbedingt einfach von einer ebenerdigen Liegeposition wieder aufzustehen. Es kommt, wie es kommen muss. Beim Versuch aufzustehen rutsche ich in der Badewanne wieder aus und schlage mir meinen rechten Fuss an den Armaturen blutig. Mühsam schaffe ich es endlich aus der Badewanne auszusteigen. Trotz diesem Missgeschick geniessen wir das Frühstück und machen uns wieder reisefertig.

 

Wir fahren einen Teil der Strecke, auf welcher wir gekommen sind, wieder zurück Richtung Norden. Bei Talgarth zweigen wir ab, immer noch nach Norden fahrend und erreichen Hay-on-Wye. Jetzt geht es wieder südwärts und zwar auf einer kleinen Nebenstrasse über den Gospel Pass.

 

Der Gospel-Pass ist mit 549 Metern der höchste befahrbare Pass in Wales. Wir befinden uns nun in den Black Mountains. Auf der linken Seite der Strasse erhebt sich der 676 Meter hohe Hay Bluff.

 

Wir parkieren unser Auto und planen einen „Angriff“ auf den Hay Bluff. Wir schaffen die Hälfte des Aufstiegs. Da auch von hier aus eine tadellose Aussicht besteht, der Weg steinig wird und sich meine Badewannenverletzung am Fuss bemerkbar macht, beschliessen wir wieder hinunter zu steigen.

 

Nach diesem kurzen Ausflug fahren wir weiter südwärts, bis wir in Llanvihangel-Crucorney wieder in die Hauptstrasse einbiegen. Wir fahren weiter südwärts bis Abergavenny. Dann Richtung Westen bis Dowlais. Der Himmel ist bedeckt und wir wissen nicht, ob es wieder zu regnen beginnt.

 

Etwas ausserhalb von Dowlais ist die Station der Brecon Mountain Railway. Diese Schmalspurbahn transportierte von 1859 bis 1964 Kohle und Fahrgäste zwischen Merthyr und Brecon hin und her. Ein neun km langer Abschnitt bis zum oberen Ende des Stausees Pontsticill wurde in der Zwischenzeit restauriert. Auf dieser Strecke verkehren heute Dampfloks im Rahmen von Ausflugsfahrten.

 

Ein Zug steht gerade zur Abfahrt bereit. Wir kaufen uns schnell ein Ticket und steigen ein, bevor sich der Zug, von einer dampfenden Lok gezogen, in Bewegung setzt. Wir fahren den Stausee entlang teilweise ganz romantisch durch die Wälder. Nach gut 20 Minuten sind wir am Ende der 9km langen Strecke. Die Lokomotive fährt ans andere Ende des Zuges. Es beginnt die Rückfahrt. Bei einer Haltestelle in der Nähe des Sees wird ein Halt eingelegt. Wir steigen aus und trinken im „Bahnhofrestaurant“ einen Kaffee. Nach 20 Minuten geht die Fahrt weiter, bis wir wieder am Ausgangsbahnhof angekommen sind.

 

Wir wissen nicht, wie sich das Wetter entwickelt, also sehen wir vorläufig von Wanderungen ab und beschliessen mit dem Auto weiter zu fahren. Wir fahren auf einer Nebenstrasse dem Pontsticill-Stausee entlang Richtung Norden, über einen kleinen Pass, dem Talybont Stausee entlang bis wir in Talybont-on-Usk ankommen.

 

Wir müssen kurz warten, weil die Strasse einen Schifffahrtskanal über eine Zugbrücke überquert. Da sich gerade ein Schiff auf der Durchfahrt befindet, ist die Zugbrücke oben und die Strasse gesperrt. Beim Kanal handelt es sich um den Monmouth-Brecon Kanal. Dieser Kanal wurde Ende der 1790er Jahre gebaut und führt vom Gebiet Brecon Beacons nach Newport. Die Wolken haben sich verzogen und die Sonne scheint wieder. Grund für uns, in Talybont-on-Usk anzuhalten und ein wenig, zuerst dem Kanal entlang und anschliessend durch das Dorf zu spazieren.

 

Nach diesem anderthalb stündigen Aufenthalt geht die Fahrt weiter. Zuerst nach Norden und kurz nach Westen, Richtung Brecon. Bei Llanfaes wechseln wir dir Richtung und fahren wieder südwärts. Unsere Vorliebe besteht aber darin, auf Nebenstrassen die Landschaft zu erkunden. Daher wechseln wir nach Libanus die Richtung und fahren auf einer kleinen Nebenstrasse über Heol Senni, Ystradfelte südwärts bis Glyn Neath. Es wird schon langsam Abend. Die Wolken ziehen wieder auf. Wir beschliessen, für heute nicht mehr allzu weit zu fahren. Über die A4109, resp. A4221 in nordwestlicher Richtung erreichen wir Abercraf (Englische Schreibweise Abercrave) und beschliessen die heutige Tagesetappe zu beenden. Im Abercrave-Inn bekommen wir eine Unterkunft und wir beschliessen auch gleich hier zu Abend zu essen.

Übersichtskarte

Llangors Lake
Llangors Lake
Hay Bluff am GospelPass
Hay Bluff am GospelPass
Brecon Mountain Railway
Brecon Mountain Railway
Zugbrücke über den Monmouth-Brecon Kanal
Zugbrücke über den Monmouth-Brecon Kanal
Zwischen Heol Senni und Ystradfellte
Zwischen Heol Senni und Ystradfellte
Abercrave-Inn
Abercrave-Inn

 

Montag 14.5.2012

Abercraf – Swansea – Mumbles-Head – Southgate – Oxwich - Rhossili

Gestärkt durch ein währschaftes Frühstück setzen wir uns in unser Fahrzeug und verlassen Abercraf. Der Himmel ist verhangen und ein leichter Regen herrscht. Wir lassen uns davon aber nicht abschrecken. Unser heutiges Ziel ist die Halbinsel Gower (walisisch Penrhyn Gŵyr ) im Süden. Die Halbinsel wird begrenzt durch Swansea im Osten und die Loughor-Mündung im Norden. Gower ist ein beliebtes Urlaubsziel, sowie bevorzugter Wohnort von Rentnern und wohlhabenden Personen. Die über 100 km² grosse Halbinsel ist berühmt für ihre grossartige Küstenlinie. Sie war im Jahre 1956 die erste Gegend der Britischen Inseln, die den Titel Area of Outstanding Natural Beauty, „Region von aussergewöhnlicher Naturschönheit“ verliehen bekam.

 

Wir fahren über Ystalyfera, Pontardawe, Clydach nach Swansea. Swansea ist nach der Hauptstadt Cardiff die zweitgrösste Stadt von Wales. Ohne anzuhalten durchqueren wir Swansea bis wir an der südöstlichsten Spitze der Halbinsel Gower, in Mumbles Head ankommen.

 

Der Regen hat aufgehört. Die ersten Sonnenstrahlen durchdringen die Wolken - zwar noch etwas zaghaft. Wir parkieren unser Fahrzeug und begeben uns auf eine kleine Küstenwanderung. Die Sonne macht sich immer mehr bemerkbar. Allerdings herrscht ein starker Wind.

 

Nach etwa zwei Stunden fahren wir weiter Richtung Westen bis Southgate. Die Sonne hat nun endgültig den Kampf gegen die Wolken gewonnen. Dies müssen wir ausnützen. Oberhalb der Küste geniessen wir Wandervögel die Natur. Eine wunderschöne Aussicht auf die Oxwich Bay ist die Belohnung für unsere Wanderung.

 

Die Oxwich Bay war beeindruckend von oben anzuschauen. Nun wollen wir aber auch direkt dorthin fahren. Über Nicholaston, Penmaen erreichen wir Oxwich. Wir parkieren unser Fahrzeug, machen einen kleinen Strandspaziergang, bevor wir in einem Restaurant eine kleine Zwischenverpflegung einnehmen.

 

Es ist bereits 17:00h. Weit wollen wir heute nicht mehr fahren. Auf teilweise kleinen Nebenstrassen fahren wir bis zur westlichsten Ortschaft der Halbinsel, nach Rhossili.

 

Rhossili ist ein kleiner Ort, mit nur wenigen hundert Einwohner aber mit einer fantastischen Aussicht auf das Meer, die vorgelagerte Insel Worm’s Head sowie auch auf den Strand an der Rhossili Bay.

 

Der Ort gefällt uns so gut, dass wir beschliessen, hier für zwei Nächte zu buchen. Wir finden ein Haus, welches mit B&B (Bed and Breakfast) angeschrieben ist. Leider ist aber niemand zu Hause. So versuchen wir unser Glück beim gleich nebenan liegenden Worm’s Head Hotel. Wir bekommen ein Zimmer mit grandioser Aussicht auf den Strand der Rhossili Bay. Es ist erst halb sechs. Nachdem wir uns in unserem Zimmer eingerichtet haben machen wir noch einen kleinen Spaziergang bis zum Meer, bevor wir anschliessend in der zum Hotel gehörenden Helvetia Bar den Tag mit dem Nachtessen beschliessen.

Übersichtskarte

Mumbles Head
Mumbles Head
Wanderung bei Southgate
Wanderung bei Southgate
Blick zur Oxwich Bay
Blick zur Oxwich Bay
Hotelzimmer in Rhossili
Hotelzimmer in Rhossili
Rhossili Bay
Rhossili Bay

 

Dienstag 15.5.2012

Rhossili – Arthur’s Stone

Frühstück mit Sicht von oben auf den Strand der Rhossili Bay. Was wollen mir mehr. Es ist windig, aber die Sonne scheint. Da wir heute nicht weiter fahren, ist Wandern angesagt. Wir laufen bis zum äusserten Ende der Halbinsel und sehen voraus die vorgelagerte Insel Worm’s Head.

 

Worm’s Head bedeutet Drachenkopf. Tatsächlich sieht die Insel wie ein Drachen aus. Die Insel ist bei Ebbe jeweils für etwa zwei Stunden zu Fuss erreichbar. Dies allerdings nur mit sehr gutem Schuhwerk, denn der Übergang ist sehr steinig und uneben. Ein Schild am Festland warnt die Wanderer und gibt die Zeit von Ebbe und Flut an. Ein kleines Häuschen steht auf der Anhöhe. Von dort beobachten 2 Personen der Küstenwache das Meer und eventuell unvorsichtige Wanderer. Schnell kommen wir mit diesen Personen ins Gespräch und erfahren interessante Details über die Gegend. Ein lustiges Detail am Rande. Wir diskutieren mit einem der beiden „Küstenwächter“ über die uns unverständliche walisische Sprache. Er erklärte uns, dass er uns darüber nichts erzählen kann, da er selbst Engländer und des walisischen nicht mächtig ist.

 

Nach diesem Zwischenhalt wandern wir weiter der Küste entlang, Richtung Südosten. Wie es aber auf der britischen Insel üblich ist, kommen plötzlich, durch den Wind getrieben Wolken auf. Die Luft wird plötzlich feucht und ein leichter Nieselregen beginnt. Nicht sehr tragisch, wird sind nur noch etwa eine Viertelstunde vom Hotel entfernt. Leicht feucht, aber nicht durchnässt erreichen wir das Hotel. In diesem Moment gehen am Himmel die Schleusen auf und die Wolken entleeren sich in Form eines ausgiebigen Regens. Wir beschliessen, uns im Hotelzimmer auszuruhen. Nach etwa einer halben Stunde ist der ganze Spuk wieder vorbei. Der Regen hat aufgehört und die Sonne kämpft sich schon wieder durch die Wolken.

 

Wir beschliessen, mit dem Auto einen kurzen Ausflug zu Arthur’s Stone zu machen.

Mitten in der Halbinsel Gower liegt das raue Hochmoor Cefn Bryn, welches bis zu 186 m hoch ist. Auf einem einsamen Kamm stösst man auf ein geheimnisvolles neolithisches Grab, das mit einem 25t schweren Stein aus Quarz, genannt Arthur’s Stone bedeckt ist. Der Legende nach soll es sich dabei um einen Kiesel handeln, den König Artus aus seinem Stiefel entfernt hat.

 

Wir wissen ungefähr, wo Arthur’s Stone sein muss. Genaue Angaben oder Wegweiser sind aber nicht vorhanden. Wir sind nun in der Gegend, wo wir Arthur’s Stone vermuten und parkieren unser Auto. In weiter Ferne sehen wir tatsächlich einen grossen Stein. Wir machen uns zu Fuss durch das Hochmoor bis zu dieser Stelle. Leider müssen wir feststellen, dass es sich dabei um einen künstlich erstellten Betonlock, welcher als Vermessungspunkt dient, handelt. Pech gehabt. Wir laufen zurück und sehen plötzlich in der Ferne wieder eine markante Erhebung aus Stein, welches tatsächlich das angestrebte Ziel sein könnte. Nach einer etwa halbstündigen Wanderung erreichen wir Arthur‘s Stone. Nebst dem gesuchten Stein, welcher unsere Fantasie anregt, haben wir von diesem Punkt eine fantastische Aussicht und können praktisch die ganze Halbinsel Gower überblicken. Wir wandern noch ein wenig weiter durch das Hochmoor, bevor wir wieder zu unserem Auto zurückgehen und ins Hotel fahren. Wie gestern lassen wir uns auch heute in der Helvetia Bar kulinarisch verwöhnen.

Übersichtskarte

Worm’s Head bei Ebbe
Worm’s Head bei Ebbe
Worm’s Head bei Flut
Worm’s Head bei Flut
Arthur’s Stone
Arthur’s Stone

 

Mittwoch 16.5.2012

Rhossili – Gowerton – Llanelli – Ferryside – Carmarthen – Laugharne - Pendine - Tenby

Heute Morgen herrscht wieder fantastisches Wetter. Blauer Himmel, kein Wind. Nach unserem Frühstück mit Meeressicht bereiten wir uns gemütlich auf unsere Abreise vor.

 

Erst etwa um 20 nach 10h verlassen wir Rhossili.

Auf kleinen Nebenstrassen fahren wir nach Nordosten und verlassen nach Gowerton die Halbinsel Gower. Wieder Richtung Westen, teilweise der Küste entlang erreichen wir über Llanelli und Burry-Port Kidwelly.

 

Verleitet durch den Ortsnamen Ferryside zweigen wir bei Kidwelly auf eine kleine Nebenstrasse ab und fahren bis Ferryside. Wie es der Ortsname schon sagt, muss es hier doch eine Fähre über den Towy River nach Llansteffan geben. Hat es auch mal. Das war aber vor langer, sehr langer Zeit.

 

Halb so schlimm. So fahren wir nordwärts nach Camarthen, dann westwärts bis St. Clears und dann wieder südwärts bis Laugharne.

 

In Laugharne machen wir Halt, schlendern kurz durch den dortigen Trödelmarkt und spazieren an den imposanten Mauern der im 12./13. Jahrhundert errichteten Burg vorbei. Leider wurde sie im 17. Jahrhundert während dem Bürgerkrieg zerstört, sodass nur noch die imposanten Mauern der Ruine stehen. In Laugharne ist das spärlich eingerichtete Bootshaus zu sehen, indem der 1914 geborene walisische Dichter Dylan Thomas von 1949 bis 1953 mit seiner Familie notdürftig lebte.

 

Weiter geht die Fahrt Richtung Südwesten zum Strand von Pendine, wo der nächste Halt eingelegt wird. Hier befindet sich ein 13km langer flacher Sandstrand. In den 1920er Jahren unternahmen Piloten hier viele Rekordversuche. 1933 starteten Amy Johnson und Jim Mollison von diesem Strand aus ihren historischen Flug mit dem Ziel ohne Zwischenlandung nach New York zu fliegen. Ausstellungsobjekte und Bilder aus dieser Zeit sind im Museum of Speed zu besichtigen. Dies lassen wir uns nicht entgehen.

 

Nach diesem kurzen Halt fahren wir weiter über Marros bis zu Wiseman’s Bridgeein kleiner Weiler zwischen Amroth und Saundersfoot und direkt am Meer gelegen. Wir halten an und sitzen draussen bei einem Restaurant und geniessen sowohl ein kühles Getränk wie auch den Blick aufs Meer. Das Wetter spielt mit, blauer Himmel und Sonnenschein.

 

Nach diesem etwa dreiviertel stündigen Halt fahren wir noch einige Meilen weiter bis zur nächst grösseren Ortschaft, nach Tenby. Das ist ein Städtchen, grösstenteils auf den Klippen gebaut. Die meisten Häuser des Städtchens befinden sich innerhalb der noch erhaltenen Stadtmauern. Wir beschliessen, dass Tenby für heute unser Etappenziel ist. Wir suchen uns eine Unterkunft. Anschliessend gehen wir zu Fuss auf Erkundigungen durch das Städtchen. Bei unserem Stadtbummel steigt uns plötzlich ein angenehmer Geruch von mit Curry gewürzten Speisen in die Nase. Es ist bereits Abend, also Zeit für ein Abendessen. Aus diesem Grund suchen wir, wie Spürhunde, woher dieser Geruch kommt. Plötzlich stehen wir vor einem indischen Restaurant, welches wir nur aufgrund des Geschmacks finden konnten. Somit ist klar, heute wird indisch gegessen.

Übersichtskarte

Burgruine von Laugharne
Burgruine von Laugharne
Strand von Pendine
Strand von Pendine
Wiseman’s Bridge
Wiseman’s Bridge
Tenby
Tenby
Tor in der Stadtmauer von Tenby
Tor in der Stadtmauer von Tenby

 

Donnerstag 17.5.2012

Tenby – Haverfordwest – Newgale - Solva – St. David’s – Abereiddy – Caedigan – New Quai

Es ist bereits Donnerstag 17.5. Am Samstag 19.5. geht unser Flug ab Manchester nach Zürich. Wir sind aber immer noch im südlichen Teil von Wales. Das Ziel ist klar, Richtung Norden zu fahren. Im Gegensatz zu gestern ist der Himmel heute bedeckt. Regen ist aber keiner in Sicht.

 

Wir verlassen unsere Unterkunft in Tenby und fahren zuerst in westlicher und später in nördlicher Richtung bis Haverfordwest. Von dort in nordwestlicher Richtung, Ziel St.David. Nach einer Fahrzeit von einer guten Stunde, sehen wir kurz vor Newgale einen grossen Sandstrand, welcher uns animiert, anzuhalten und uns ein wenig die Beine zu vertreten. Nach diesem kurzen Halt fahren wir etwa 20 Minuten weiter und erreichen das Dörfchen Solva.

 

Solva ist ein schöner Küstenort mit einem natürlichen Hafen, ausgeschwemmt durch den Mündungstrichter des River Solva. Im Mittelalter war Solva an der St Brides Bay das Haupthandelszentrum. Im neunzehnten Jahrhundert gab es in Solva ungefähr 30 eingetragene Handelsschiffe. Mit der Zeit wurde der Seehandel jedoch durch den Tourismus ersetzt. Der Hafen ist jetzt ein populäres Bootsfahrt-Zentrum.

 

Wir beschliessen, hier einen längeren Halt einzulegen. Wir stellen unser Fahrzeug auf einen gebührenpflichtigen Parkplatz. Wir wollen dem Parkwächter die Gebühr bezahlen. Er macht uns aber den Vorschlag, dass wir für eine Gebühr von £5 ein Parkticket kaufen können welches für den heutigen Tagen auf allen Parkplätzen innerhalb des Pembrokeshire Coast National Park gültig ist. Da wir die Absicht haben, unterwegs mehrmals anzuhalten, finden wir dieses Angebot fair und willigen ein.

 

Es zeigt sich ab, dass die Sonne demnächst die Wolken vertreiben wird. Wir können uns bereits draussen, vor einem Restaurant an einem Getränk erfrischen. Wir wissen, dass in Solva eine Woollen-Mill existiert, also eine alte Weberei, welche besichtigt werden kann. Wir sehen auch einen entsprechenden Wegweiser. Wir beschliessen, diese Weberei zu besichtigen und machen uns zu Fuss auf den Weg.

 

Zuerst laufen wir durch das schmucke Dörfchen und anschliessend auf der Strasse einem Bach entlang. Eine Weberei ist aber nirgends zu sehen, dafür kommen wir zu einer Herde Alpakas, welche einige lustige Fotosujets hergeben. Da wird die Weberei nicht gefunden haben, machen wir uns auf den Rückweg.

 

Es lässt uns aber keine Ruhe, dass wir die Weberei nicht fanden. Also machen wir mit dem Auto nochmals einen Versuch. Wieder bei der Alpaka-Herde angekommen wenden wir nicht, sondern fahren die Strasse einfach weiter. Tatsächlich finden wir nun die Woollen-Mill. War gaben bei unserem Fussmarsch einfach zu früh auf. Vor dem Haus rattert ein Wasserrad, welches restauriert wurde und nun wieder in Betrieb ist. Allerdings wird diese Energie nicht mehr aktiv genutzt. Der Betrieb wurde auf Elektrizität umgestellt.

 

Nach dieser kleinen Betriebsbesichtigung verlassen wir Solva und fahren nach St.David’s, der westlichsten Stadt in Wales. Obwohl nur etwa 1‘800 Personen dort wohnen wird St.David’s als Stadt bezeichnet, weil die Stadt eine Kathedrale beherbergt. Die Kathedrale war im Mittelalter ein bedeutendes Pilgerzentrum. Der walisische Schutzpatron St. David war Abt und einer der frühen Bischöfe im äussersten Westen. Das heutige Kirchenbauwerk geht zum grössten Teil auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Kathedrale von St Davids ist die grösste in Wales. In der Nähe befinden sich die Ruinen des 1377 gegründeten College of St. Mary sowie des Bischofspalastes aus dem 14. Jahrhundert. Diese imposanten Bauwerke wollen wir näher besichtigen. Wir stellen unser Fahrzeug auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz ab. Da wir aus Solva noch ein Parkticket haben, legen wir dieses gut sichtbar unter die Windschutzscheibe.

 

Obwohl nur noch die Mauern des Bischofspalasts stehen, können wir uns gut vorstellen, wie auch kirchliche Würdenträger in einer feudalen Umgebung residierten.

 

Wir gehen zurück zu unserem Fahrzeug und sehen, dass ein Parkwächter Parkbussen verteilt. Zu unserem Erstaunen hängt an unserem Fahrzeug ebenfalls ein Bussenzettel. Wir erklären dem Parkwächter, dass wir in Solva bereits für alle Parkplätze bezahlt hätten. Ziemlich arrogant meint er, dass dieser Parkplatz der Stadt St.David’s und nicht dem Pembrokeshire Coast National Park gehört. Wir sollen uns beim Pembrokeshire Coast National Park beschweren, dass wir falsch informiert worden seien. Ihn geht das nichts an. Gegen solche Sturheit kommen wir nicht an.

 

Verärgert fahren wir weiter auf Nebenstrassen nach Abereiddy, ein kleiner Weiler an der Küste. Bekannt ist dort vor allem die Blaue Lagune. Dies war einmal ein Schiefersteinbruch. Bei einem Unwetter 1904 wurde der Steinbruch überschwemmt und ist seitdem stillgelegt.

Obwohl der Himmel wieder bedeckt ist, unternehmen wir eine kleine Wanderung zu den Hügeln entlang der Küste.

 

Erfrischt von der kühlen Meeresluft steigen wir wieder ins Auto und möchten doch heute noch ein wenig nach Norden kommen. Allerdings nicht unbedingt auf dem direktesten Weg. Wir fahren über Abercastle nach Letterston. Anschliessend nach Norden bis Fishguard. Warum direkt, wenn es auch auf Umwegen geht. Von Fishguard fahren wir zuerst wieder Richtung Südosten auf der B4313, bis wir die B4329 kreuzen. Auf dieser Strasse fahren wir wieder Richtung Norden, biegen in die A487 ein und fahren weiter nordwärts über Cardigan Richtung Aberaeron. Es ist bereits halb sieben. Etwa 12 Kilometer vor Aberaeron, beim Synod Inn, beschliessen wir, Richtung Küste zu fahren um uns dort nach einer Unterkunft umzusehen. In New Quai, einem kleinen Dorf an der Küste finden wir gleich beim Ortseingang eine Unterkunft. Obwohl wenige Regentropfen spürbar sind machen wir uns, nachdem wir uns in unserem Zimmer eingerichtet haben, zu Fuss ins Dorf um den heutigen Tag mit einem Nachtessen abzuschliessen.

Übersichtskarte

Strand von Newgale
Strand von Newgale
Solva
Solva
Blaue Lagune Abereiddy
Blaue Lagune Abereiddy
Unterkunft in New Quai
Unterkunft in New Quai

 

Freitag 18.5.2012

New Quai – Machynlleth – Minllyn – Bala – Denbigh – Queensferry – M56 - Hale

Unser heutiges Ziel ist ganz klar, in die Nähe des Manchester Airport, denn morgen um 13:45 geht unser Flug zurück nach Zürich. Wir haben aber noch den ganzen Tag zur Verfügung, also soll auch diese Fahrt nicht unbedingt auf dem direkten, sondern auf einer landschaftlich schönen Route erfolgen. Allerdings werden wir nicht mehr viel Zeit für ausgedehnte Wanderungen haben.

 

Wir verlassen etwa um 9 Uhr New Quai. Der Himmel ist bedeckt und es herrscht ein leichter Regen.

Bei Llanarth biegen wir wieder in die Hauptstrasse A487 und fahren Richtung Norden bis Aberystwyth. Nach Aberystwyth verlassen wir die Hauptstrasse, fahren auf einer Nebenstrasse der Küste entlang über Borth, Ynyslas um bei Tre’r Ddol wieder in die A487 einzubiegen. Weiter geht die Fahrt nach Machynlleth. Durch dieses Städtchen sind wir bereits am Samstag 12.5. gefahren. Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch geht heute die Fahrt Richtung Nordosten über Mallwyd bis Minllyn. Bei Dinas Mawddwy zweigen wir ab auf eine Single Track Road Richtung Llanymawddwy und dann über einen Pass mit dem Ziel wieder hinunter zum Lake Vyrnwy. Auf der Passhöhe halten wir kurz an und vertreten uns die Beine.

 

Auf der ganzen Strecke seit Llanymawddwy waren wir praktisch alleine unterwegs. Nun kurz nachdem wir wieder in unser Fahrzeug einsteigen und wegfahren, fährt ein Kleinwagen mit älteren Personen (älter als ich) an uns vorbei. Wir fahren los und sind relativ rasch hinter diesem Fahrzeug. Nun, wir haben keine Eile und passen uns der Geschwindigkeit des vor uns fahrenden Fahrzeugs an. Bald schon merken wir, dass der Fahrer dieses Fahrzeugs total überfordert ist. Sicher, die Strasse ist teilweise sehr eng, bietet überhaupt kein Problem, wenn man weiss, wie breit das eigene Fahrzeug ist. Es wird nun auch für mich stressig, denn ich muss immer auf den Fahrer vor mir achten, welcher teilweise aus unerfindlichen Gründen auf die Bremse steht und sein Fahrzeug fast zum Stillstand bringt, weil er sich nicht getraut, bei engen Stellen durchzufahren. Ich denke mir, hoffentlich kommt jetzt kein Fahrzeug entgegen. Kaum gedacht ist es schon passiert. Ein anderes Fahrzeug kommt entgegen. Auch dies kein Problem. Wenn wir unsere Fahrzeuge um einige Meter zurücksetzen und auf die Seite fahren, so ist ein Kreuzen problemlos möglich. Ich meinerseits tat dies. Der Lenker vor mir ist aber in absolute Panik geraten, steht mit seinem Fahrzeug still und weiss nicht, was er tun soll. Nach etwa 5 – 10 Minuten hat der entgegenkommende Lenker vermutlich auch die Geduld verloren und er fährt nun langsam auf das im Weg stehende Fahrzeug zu. Von Panik und Angst getrieben beschliesst nun dessen Lenker doch den Rückwärtsgang einzulegen und zu versuchen dem entgegenkommenden Fahrzeug auszuweichen, was ihm knapp gelingt. Ich habe mir vorgenommen, dass ich, wenn ich merke, dass ich einmal altersbedingt nicht mehr fähig bin ein Auto zu lenken, dies auch nicht mehr machen werde.

 

Glücklicherweise kommt uns bis zum Lake Vyrnwy kein anderes Fahrzeug mehr entgegen so dass wir, zwar mühsam aber doch stetig unserem Ziel näher kommen. Wir sind froh, dass das Fahrzeug vor uns beim Lake Vyrnwy nach rechts abzweigt, während dem wir Richtung Norden, wieder über einen Pass nach Bala am Llyn Tegid fahren. In Bala machten wir eine kurze Kaffeepause.

 

Nun aber weiter Richtung Norden. Über Fron-goch, Cerrigydrudion, erreichen wir über die B4501 Denbigh. Über kleine Nebenstrassen erreichen wir Llanbedr-Dyffryn-Clwyd.

 

Von nun an ist Sightseeing zu Ende. Auf direktem Weg fahren wir nun über Mold nach Quensferry, verlassen anschliessend Wales und befinden uns wieder in England. Auf dem Motorway M56 fahren wir nun Richtung Manchester Airport. Bei der Ausfahrt 8 haben wir das Gefühl, nahe genug am Flughafen zu sein und verlassen die M56. Auf der Nebenstrasse fahren wir Richtung Ashley.

 

Auf einem Platz neben der Strasse halten wir an. Uns ist klar, dass wir aus Gewichtsgründen nicht alle, von Edith während den letzten Tagen gesammelten Steine mit nach Hause nehmen können. Schweren Herzens müssen wir uns von etlichen Explaren trennen, Auf einer kleinen Steinmauer am Strassenrand wurden die zurückgelassenen Exemplare aufgeschichtet.

 

Über Ashley fahren wir in den nächst grösseren Ort, nach Hale, wo wir für diese letzte Nacht eine Unterkunft bekommen.

Übersichtskarte

Auf der Fahrt nach Llanymawddwy
Auf der Fahrt nach Llanymawddwy
Aussortieren der gesammelten Steine
Aussortieren der gesammelten Steine
Unterkunft in Hale
Unterkunft in Hale

Samstag 19.5.2012

Hale – Manchester Airport – Zürich Flughafen – Basel – Allschwil

Der Himmel ist bedeckt. Glücklicherweise regnet es nicht, denn bevor wir losfahren müssen die Koffer auf dem Parkplatz „flugzeuggerecht“ gepackt werden. Eine nicht unbedingt einfache Angelegenheit. Edith hat jedoch viel Übung darin und ich sehe ihr mit fachgerechter Miene zu.

Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen. Wir erreichen den Flughafen, geben unser Fahrzeug ab, checken unser Gepäck ein und bezahlten die übliche Gebühr für das Übergewicht des Gepäcks (Steine sind halt schwer). Nach einem knapp 2 stündigen Flug erreichen wir Zürich, von wo wir mit dem Zug nach Basel fahren.

Übersichtskarte

Edith Muff / Karl Weibel

Winzerweg 11

4123 Allschwil